Donnerstag, 7. Juli 2016

Hauptmann Veit - Ein Historiencomic von Lutz Nosofsky



Vor ein paar Monaten habe ich über die Mainzer Ausstellung zu Franz von Sickingen geschrieben.
Ihr erinnert Euch.
Bereits da hatte ich ja angekündigt, dass ich einen Bericht plane, der sich dann mit den Miniaturen beschäftigen soll, die ich für mein kleines Tabletop Projekt nutzen werde.
Wie das aber so meine Art ist – ich tanze einfach auf zu vielen Tabletop Hochzeiten – bin ich mit meinen Figuren des späten 15. bzw. frühen 16. Jahrhunderts noch nicht so wirklich vorangekommen. Die fristen immer noch grundiert, aber nicht angemalt, Ihr Dasein in irgendwelchen Sortierkästen und warten darauf auf den Maltisch zu kommen.
Nun denn. Ich bin weiter positiv, und bin selbst gespannt, wann mich dann ein Kreativitätsschub erwischt und ich loslege.
Nichtsdestotrotz habe ich aber das Projekt natürlich weiter auf der Uhr, lese mal hier und da, und genau deshalb möchte ich Euch heute einen weiteren kleinen Literaturtipp geben.
Die Fachliteratur hatte ich in meinem anderen Bericht angesprochen.
Deshalb heute einmal einen Tipp ganz anderer Art.
Ich habe es schon immer geliebt mich in Vorbereitung auf eine historische Arbeit unterschiedlicher Medien zu bedienen.
So hatte ich bereits im Studium ein geschichtliches Thema erst einmal megatrivial begonnen, um mich in die Zeit entführen zu lassen. Ich guckte einen Film, den es vielleicht zur Epoche gab, ich las einen Roman. Nur um mich in die Zeit fallen zu lassen, zu versuchen etwas zu materialisieren, was längst vergangen ist.
Für die Sickingen Geschichte habe ich das ja bekanntlicherweise auch getan. Zuerst musste der Mittelaltermarkt in Bad Münster a.St./Ebernburg dafür herhalten.
Das war aber nicht alles.
Es gibt da nämlich eine Comicreihe, auf die ich an dieser Stelle verweisen will.
Ich war echt verblüfft, als mich mehrere Sammlerfreunde fragten. „Koppi, kennst Du den Hauptmann Veit?“. Ich kannte ihn bis dato nicht. Na und genau wie mir wird es deshalb auch sicherlich einigen meiner Leser gehen.
Lutz Nosofsky, genannt Nofi, hat um den fiktiven Hauptmann Veit eine wunderbare Geschichte gestrickt, die genau zur Zeit der Fehden von Franz von Sickingen angesiedelt ist.
(Nachfolgend verwende ich einige Bilder von der offiziellen Webseite zu Hauptmann Veit. Das ist als pure Werbung zu verstehen, denn ja, ich finde die Comics super. Andere Bilder, als die auf der Webseite gibt es nicht. Da muss man schon die Comics kaufen!!!
http://hauptmann-veit.de/index.html#.V3OpsmfVyxA )
Dabei zeichnet er den Comic in sehr kraftvollen, aussagefähigen Bildern, die die Stimmung der Zeit wirklich sehr gut rüberbringen. Puristen seien allerdings vorgewarnt. Denn es gibt auch einen ziemlich hohen trivialen Bereich, der das ganze halt schon eher in die Fantasy/ Rollenspiel Ecke treibt.
Eine Dokumentation ist der Comic natürlich nicht. Dennoch findet sich in jedem Band eine kurze Einführung in die historische Epoche. Hier nur ein Beispiel. Es gibt mehrere, verschiedene Themengebiete, die erklärt werden.

So wird z.B. der Held von einer Halbnackten – ja was ist sie eigentlich, Händlerin? - im ersten Band „Blutbruder“ gerettet. Na und der Blick ins Dekolleté ist nicht zu verachten. Die Dame taucht dann auch immer wieder im Roman auf, in ihren geschlitzten Kleidern, die immer beide Beine frei lassen, auch manchmal andere Dinge, und mehr zeigen, als verdecken.
A propos. Definitiv keine Mittelalterklamotten. Eher so leicht pornös.
Egal.

Tanderadei. Der Mittelaltermarkt lässt grüßen (kommt lasst uns schräge Mittelaltermusik hören, und lachend, den Kopf nach hinten werfend, dabei im Kreise tanzen. Tröööt, tröt, tröt …)
Das tollste an diesem Band ist allerdings direkt der Beginn: Die Belagerung der fiktiven Burg Mannstein, wo sich Landsknechte des französischen Königs und des deutschen Kaisers befehden.
Hier wird in farbenfrohen, oftmals brutalen, Bildern eine mittelalterliche Belagerung gezeigt, dass dem Betrachter das Herz aufgeht. Ach, was man da alles auf den Seiten entdecken kann:
Belagerungsartillerie hinter Schanzkörben. Belagerungsgräben, wo sich Schützen gegenüberliegen. Die Festungsartillerie in Laufgängen der Burg. Ritter bei der Attacke. Schlachthaufen von Landsknechten, die sich verteidigen oder in die Schlacht laufen.
Das macht dann schon Spaß auf mehr, wenn man sich die Bilder betrachtet.


In diesem Kapitel beginnt dann auch die Feindschaft zwischen Hauptmann Veit und seinem ehemaligen Freund Raven, ein  Konflikt der sich dann auch quasi als roter Faden durch die Comics zieht.
Der 2. Band der Reihe ist dann auch explizit nach meinem Hauptprotagonisten benannt. Er heißt Franz von Sickingen. Was will man mehr?

Na und Hauptmann Veit unterstützt meinen Franz dann auch bei dessen Fehde gegen Trier. Wie es sich gehört.  Ist er doch, durch Intrigen seines Erzfeindes mittlerweile unter die Reichsacht gefallen, hat sich hilfesuchend an Ulrich von Hutten gewandt, damit dieser ihn beim Reichskammergericht verteidigen soll, und kam so auf Umwegen auf die Seite von Franz von Sickingen.
Die Zeichnungen zu diesem Konflikt sind echt überragend. Nofi hat da wirklich toll recherchiert und die Geschichte mit all ihren Highlights sehr gut wiedergegeben. Der ganze Comic ist bildgewaltig: Die Stadtbilder des mittelalterlichen Triers, die Belagerung, der Einfall in die Stadt, Straßenkämpfe.
Aber auch die Szenen in Speyer, vor dem Reichskammergericht: Überragend.
Was mich dann gänzlich überzeugt hat, war ein kleines Bild in diesem Band. Da kommt Veit zusammen mit Hutten vor der Ebernburg an.
Leute; was soll ich sagen. Die Burg liegt ja direkt vor meiner Haustür und die Hügel, der Verlauf der Nahe, das heutige Bad Münster am Stein sind so korrekt wiedergegeben, dass man sich den Autor im Malerkittel quasi mit einer Staffelei direkt hinter diesen Reitern vorstellen kann. Das wirkt fast wie ein Schnappschuss.
Dieser zweite Band kommt zudem noch mit 96 Seiten daher, was dann natürlich auch ein entsprechendes Ausarbeiten der Charaktere und der Geschichte erst ermöglicht hat.
Am Ende dieses Bandes steht Hauptmann Veit aber wieder alleine da.

Im dritten Teil der Serie mit dem bezeichnenden Namen „Gesetzlos“, kehrt Veit dann wieder in seine Heimatgegend zurück, und steht natürlich zwischen den Fronten: Zwischen Bauern, rüden Geistlichen und Lehnsherren, na und natürlich spielt auch sein Gegner Raven eine wichtige Rolle in dem Szenario.

Dieser Band ist in meinen Augen etwas schwächer, als die beiden anderen Bände. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass hier her die Geschichte des kleinen Mannes, und nicht mehr große Kriegszüge dargestellt sind. So wirkt er ein bisschen wie eine Robin Hood Geschichte für Arme, die in die Frühe Neuzeit verlegt wurde. Da in dem Band aber schon ansatzweise auf die Unzufriedenheit der Bauern verwiesen wird, sich rebellierende Bauerntruppen gegen Landsknechte und ihren Herrn – in diesem Fall natürlich Raven – erheben, hoffe ich dann ja mal, dass der vierte Band sich dann dem Großen Deutschen Bauernkrieg zuwenden wird. Das wäre natürlich klasse.
Das mittlerweile veröffentlichte Buchcover lässt hoffen.


Man sollte es auch nicht unerwähnt lassen, dass mittlerweile ein kleiner Trailer eines möglichen Hauptmann Veit Films hergestellt wurde. Die Hintergrundstory dazu, ist auch im dritten Band nochmals erklärt. Als Sprecher des Trailers konnte Mario Adorf gewonnen werden.



Also, wer Comics mag und auf schöne bunte Bilder steht, der sollte unbedingt zuschlagen.
Wer Knöpfchen zählt, der sollte die Reihe lieber im Regal stehen lassen. Denn der wird sich nicht freuen; er wird Bauchschmerzen bekommen.

http://hauptmann-veit.de/index.html#.V3OpsmfVyxA


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