Sonntag, 8. Mai 2016

Durst von Ludwig Cauer (1866-1947)

Immer wieder begeistern mich die Figuren und die Berichte meines Hobbykollegen Frank Becker zu den Kolonialkriegen der Briten vor allem im Sudan.
Erst vor ein paar Tagen hat Frank einen neuen Artikel auf seinen BLOG geladen, der sich mit diesem Thema beschäftigt. Ihr solltet Ihn Euch unbedingt anschauen.
https://tabletopdeutschland.wordpress.com/2016/05/03/der-aufstieg-des-mahdi/

Weitere Berichte von Frank zu diesem Thema findet man hier:
https://tabletopdeutschland.wordpress.com/category/historisch/19-jahrhundert/sudan/


Na und als ich dann heute mit meiner Frau durch den Kurpark von Bad Kreuznach schlenderte, sah ich etwas, was ich zu meiner Schande bisher nicht wahrgenommen hatte, und dass, obwohl ich jetzt fast 25 Jahre in unmittelbarer Nähe dieser Stadt wohne, und bestimmt schon x-mal meinen Weg in den Park gefunden habe.
Es handelt sich um eine Skulptur. Na und vielleicht war es Franks Bericht, den ich immer noch in meinem Kopf hatte, damit mein Auge die Szene erst wahrnehmen konnte.
Was ist denn das? Das sind doch britische Soldaten, dachte ich mir. Was macht denn diese Skulptur hier in Bad Kreuznach?


Daheim angekommen googelte ich nach, und ja, es ist einen kleinen Bericht wert.
Die Gruppe wurde vom Bildhauer Ludwig Cauer geschaffen, dessen Geburtstag sich am 28. Mai zum 150. Mal jährt.
Was ein Zufall!!
Ludwig Cauer gehörte zu einer Bad Kreuznacher Bildhauerfamilie, die sogar noch heute, und dies in der  6. Generation arbeitet.
Ludwig kannte ich schon durch meine Reisen zu Franz von Sickingen, hat er doch zusammen mit seinen Brüdern – ebenfalls Bildhauer – auch am Sickingen Denkmal an der Ebernburg mitgearbeitet, das der Vater noch entworfen hatte.
Später arbeitete Cauer u.a. auch in Berlin am National Denkmal für Kaiser Wilhelm vor dem Berliner Schloss mit, und schuf die Karl IV. Gruppe für die Siegesallee in Berlin, die sich mittlerweile in der Spandauer Zitadelle befindet.
Nach seinem Militärdienst im Jahr 1890 hielt sich Cauer zwei Jahre, eben zwischen 1891 und 1893, in London auf. Hier entstand im Jahr 1892 der Entwurf dieser Plastik.
Der Künstler kannte das viktorianische Großbritannien somit aus eigener Sicht. Hatte sicherlich in London das englische Militär sehen können, das ja noch heute in der Stadt allgegenwärtig ist,
Die lebensgroße Bronzeplastik zeigt zwei englische Kolonialsoldaten, die um den sprichwörtlich letzten Tropfen Wasser im Helm kämpfen. Der Titel der Skulptur:
„Durst“.
Wohlgemerkt ZWEI englische Soldaten. Kameraden eigentlich. Keine Gegner.
Aber, es ist wohl so, dass in der Gluthitze nur einer überleben kann ... Denn in der Wüste ist nur einer der wirklich tödlichste Gegner, und das ist der Durst.


Das Denkmal sollte tatsächlich in London aufgestellt werden, und „vor allem an den Burenkrieg in Südafrika (1899-1902) erinnern“, so die offizielle Internetpräsenz der Stadt Bad Kreuznach. Hier ist außerdem noch vermerkt, dass, als die Briten den Entwurf sahen, er als nicht heroisch genug abgelehnt und zurückgegeben wurde.
Ich ziehe meinen Hut vor Herrn Cauer. Zu gerne hätte ich die Gesichter der britischen Kommission gesehen, als sie das Denkmal sahen. Herrlich die Vorstellung.
Persönlich, auch wenn auf der offiziellen Seite der Stadt Bad Kreuznach auf den Burenkrieg verwiesen wird, denke ich eher, dass Cauer den Wüstenkrieg gegen den Mahdi als Thema hatte, immerhin ist die Skulptur ja 1892 entstanden (Inschrift am Denkmal), also vor dem oben erwähnten zweiten Burenkrieg.
Mir kommt bei diesem Anblick sofort der Film die Vier Federn in Erinnerung. Geht es Euch nicht auch so?
Cauer hat vor allem auch die Uniform und die Ausrüstung der Briten sehr gut getroffen, weshalb ich dann ja auch schlussendlich darauf aufmerksam geworden bin. Der Helm ist etwas zu klein dargestellt. Aber der Rest? Wirklich realistisch.
Aber das ist in dem Fall im Grunde völlig egal, denn die Dynamik der beiden Figuren ist richtig phantastisch.
Es geht ja um das Thema, und nicht um den einzelnen Knopf an der Uniform.

Toll auch, dass die Gruppe am sogenannten Milchhäuschen steht, das im Jahr 1905 im orientalischen Look gebaut wurde. Es sieht fast aus, als sei das Haus als Komplettierung des Denkmals gedacht.

So wie Cauer diese Thematik umgesetzt hat, wird das Denkmal heute auch als das gewertet, was es letztendlich auch ist: Ein Anti-Kriegsdenkmal. Es wirkt dadurch extrem modern.
Direkt neben der Figur findet sich folgende Inschrift:
„Ludwig Cauer (1866-1947) Durst, London 1892, Dargestellt sind zwei um den letzten Tropfen ringende Soldaten – ein Motiv, das nicht der Verherrlichung dient, sondern zwei tragische Helden zeigt. Diese von Kaiser Wilhelm gekaufte Gruppe sollte ursprünglich in Berlin aufgestellt werden, was der Kaiser jedoch aus diplomatischen Gründen unterließ. Er gab das Antidenkmal dem Künstler zurück, der als Aufstellungsort die Roseninsel in seiner Heimatstadt wählte. Restauriert mit Unterstützung von Heidi und Dr. Jürgen Reiß im Sommer 2000.“
Klasse oder?
Schock bei den Briten, na und selbst Wilhelm II. war das etwas zu kritisch. Sollte man gar nicht denken.
Ich muss sagen, dass Herr Ludwig Cauer hier eine Skulptur geschaffen hat, die man einfach kennen sollte, und wo es selbst uns vermeintlich modernen Menschen auch gut zu Gesicht stehen würde, einmal innezuhalten und nachzudenken.
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag Herr Professor Cauer.
Sie haben heute in mir einen Anhänger gefunden, einen Fan, wie man heute sagt.

I’m a great fan of the miniatures and articles of my hobby fellow Frank Becker, dealing with the british colonial wars. Some days ago he presented a new article. Have a look here:
https://tabletopdeutschland.wordpress.com/2016/05/03/der-aufstieg-des-mahdi/
The other reports you can find here:
https://tabletopdeutschland.wordpress.com/category/historisch/19-jahrhundert/sudan/
Yesterday I was walking with my wife through the Bad Kreuznach spa gardens, called the „Roseninsel“ (Island of roses).
Suddenly I saw a sculpture, I hadn’t had seen before. Strange. I’m living since 25 years in and in the vicinitiy of the city, and I visited the park year by year.
But I didn’t mentioned it before.
Maybe my eyes were sharpened, because the words of Frank Becker were still in my mind.
British soldiers? British colonial soldiers? Why?
So I googled and I have to tell you the story.
The sculptor Ludwig Cauer had created the monument, and on 28th May this year his 150th birthday will come.
He was a famous sculptur in the time of emperor Wilhelm II., working – for example -on the Berlin national monument for Wilhelm I., and on the emperor Karl IV. group in the Berlin „Siegesallee“ that you can find today in the citadelle in Spandau.
After his military service in 1890, he lived in London between 1891 and 1893. Here he got the commission to work on a monument for the british colonial wars.
His design was called „Thirst“, showing two colonial soldiers, fighting for the last drop of water in a colonial helmet. Seeing the result, the victorian ordering party was shocked. No. That’s not heroic, and so the commission rejected the sculpture.
Emperor Wilhelm II. bought the monument, but he desisted from placing it somewhere in Berlin, because he feared diplomatic consequences. Yes. „The Kaiser“ was also cautiously. Incredible.
So he decided to give the broncefigure back to the sculptor, but he allowed to place it on the Roseninsel in Bad Kreuznach, the hometown of Ludwig Cauer.
That’s the story. The monument is very realistic. It’s dynamic is really incredible. And the british colonial soldiers have the correct uniforms and equipment (o.k. the helmet is a little bit small).
The monument is an anti-war monument. Yes it is. In victorian resp. wilhelminian times !!! That’s great.
Chapeau to Professor Cauer.
Bad Kreuznach is a rather small city. And I think not everyone of you know this sculpture. So I want to present it to you. It shows the dramatic and the futility of war in the best way. The real enemy is thirst, not the Mahdi or someone else.
Happy birthday Professor Cauer. Rest in peace. Now you have found a new fan.
Thanks for the monument.


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