Samstag, 1. August 2015

Vietnam (Force on Force) - Riders on the storm

"Ich kniete zusammengekauert im hohen Gras. Meine M16 lag quer über meinem linken Bein. Mit meiner freien Hand hielt ich den Helm, damit er mir nicht vom Kopf rutschen konnte. Ich blinzelte nach oben in die Sonne und sah dem Huey nach.

Künstlicher Wind ließ alles rings um uns aufwirbeln. Künstlicher Wind, den die Rotorblätter des Huey erzeugten, als er wegflog, der Morgensonne entgegen. Wieder zurück zur Basis.

Ein schönes Bild, wenn wir nicht mitten im Krieg wären.

Good morning Vietnam, dachte ich.

Ich war mit dem letzten Heli in die Landezone gekommen. Die anderen Trupps waren schon da.

Ich war noch nicht lange in NAM, wie ich dieses verfluchte Land jetzt auch nannte. Genau, wie das alle Veteranen taten, die ich kannte.

Aber ich war kein Veteran.

Mein Name ist Peter Miller, ich komme aus New Jersey in New-England. Mein Dad ist Buchhalter in irgendeiner langweiligen Firma, deren Name hier nichts zur Sache tut. Aber egal was mein alter Herr auch beruflich macht.

Wir, die Millers, sind verdammt stolz auf unser Land. Wir alle sind stolz auf New Jersey, auf unser kleines Haus, in dieser kleinen typisch amerikanischen Vorstadt. Ja, und wir sind stolz auf unsere Flagge, auf unsere Kultur und unseren Lebensstil.

Na und das alles wollte ich verteidigen. Genau wie mein Dad in Korea, wie mein Grandpa im Zweiten Weltkrieg, und wie der Vater meines Grandpa auf den Schlachtfeldern in Frankreich im Ersten Weltkrieg.

Man kann es eine Familientradition nennen; wir nennen es eine Pflicht; und genau deshalb war ich hier. Ich, Peter Miller, ein Freiwilliger in dieser verdammten Armee aus Wehrpflichtigen.

Die Grundausbildung in Louisiana war hart.

Ich war in meinem ganzen Leben noch nie im Süden. Niemals zuvor hatte ich so viele schwarze amerikanische Menschen gesehen.

Hey; ich hatte damit kein Problem.

Einige Jungs aus dem Süden allerdings schon. Die zelebrierten das so richtig. Das fing schon bei der Musik an. Jede Gruppe hatte einen anderen Musikgeschmack. Die Weißen aus dem Süden hörten Rock’n Roll. Wir anderen nicht.

Unserem Ausbilder Sergeant McCarthy war das egal. Ihm war alles egal. Er hasste jeden. Die Weißen, die Schwarzen, alle.

Aber vor allem hasste er Kommunisten. Na und am meisten hasste er Kommunisten aus NAM.

"Mir ist das scheißegal Miller, was Sie mit Ihrer gottverdammten, puritanischen Yankee Einstellung auch denken! Scheißegal! Sie werden lernen, wie man tötet! Wie man Charlie in seinem Sumpf findet! Wie man ihn aus seinem Loch rauszieht; und was man dann mit ihm macht! Haben Sie das verstanden Sie gottverdammter Yankee! HABEN SIE MICH VERSTANDEN?!?!?"

Natürlich hatte ich ihn verstanden. Wir alle verstanden ihn. Er brüllte ja auch laut genug.

Na und selbstverständlich mussten wir ihm antworten.

"Yes Sir, Sergeant McCarthy, Sir!!"

Egal was er schrie.

"Yes Sir, Sergeant McCarthy, Sir!!"

Egal warum er es schrie.

"Yes Sir, Sergeant McCarthy, Sir!!"

Wenn ich eins in meinem Leben nicht vergessen werde, dann diesen Satz.

Er jagte uns in die Mangrovensümpfe. Diese Mücke, diese Hitze. Alligatoren. Wir waren nass. Immer nass.

Damals – oh Gott, ich sage damals, dabei war der Mist doch erst vor einem Monat zu Ende – dachten wir. Warum? Was hat das für einen Sinn?

Heute weiß ich es besser. Ich hatte Glück. Ich war in einem Camp, wo es genauso verdammt heiß und nass war, wie in diesem verfluchten Land hier. Es war eine gute Schule. Obwohl einige daran zerbrachen.

In einem anderen Camp soll es aber schlimmer gewesen sein. Das hatte mir mein Freund John Garner erzählt, der in meinen Trupp versetzt worden war. In seiner alten Einheit hatte ein Private zuerst seinen Sergeanten und danach sich selbst erschossen. Er wusste nicht genau wie er hieß, denn alle hatten ihn nur Private Paula genannt.

Sergeant McCarthy bekam die Geschichte auch mit. Er brüllte:

"Ihr seht, dass dieser Mann gut ausgebildet worden ist!! Zwei Schüsse!! Einen für den Sergeant und einen für sich!!

UND IHR, IHR MADEN ?!? Ihr hättet mindestens ZWEI gebraucht!! FÜR JEDEN!! Selbst für so etwas seid Ihr zu blöd!!"

Das war sein Kommentar.

Er blieb in Louisiana; und ich war jetzt hier, kniete in diesem verdammten Gras, war von Dschungel und Feldern umgeben, in denen mannshohes Unkraut wuchs, … und schwitzte.

Verdammte des Krieges nannten das manche von uns.




Das Geräusch der Rotorblätter entfernte sich immer mehr. Auf einmal war es ganz still. Man hörte nur das Summen irgendwelcher Insekten, die uns Tag für Tag, Stunde um Stunde, Minute um Minute und Sekunde um Sekunde quälten.

Neben mir kniete mein Kommandeur. Wir nannten ihn nur den DUKE. Na und irgendwie war er stolz darauf. Er trug das gleiche grüne Barrett, das auch John Wayne in diesem einen Film getragen hatte. Deshalb der Duke. Denn auch er war ein Green Beret, und er leitete unseren Trupp in dieser grünen Hölle.

Vor uns beiden kniete Johann Rambowski, der Sohn von irgendeinem polnischen Einwanderer aus Pennsylvania. Er sprach nicht viel, aber wenn er was sagte, sagte er nur: Irgendwann werde ich berühmt.

Wir nickten nur und dachten uns unseren Teil; nannten ihn John, obwohl er lieber Rambo genannt werden wollte.

Sein zweiter Mann hieß Nick oder so. Er war ganz neu, und so richtig kannte ich ihn noch nicht.

Auf unserem rechten Flügel war das Fireteam Alpha. 4 Mann; 3 Mann mit M16 bewaffnet und einer, Stuart, mit einer Shotgun.

Stuart war einer von den Jungs aus dem Süden. Er kämpfte immer mit der Shotgun, nie mit dem M16, obwohl das automatische Gewehr doch viel besser war.

Stuart behauptete immer, dass bereits einer seiner Urahnen mit General Lee geritten sei, und auch der nur eine Shotgun benutzt habe. Die Shotgun sei die einzige Waffe für Männer aus dem Süden. Damned. Die einzige Waffe.

Mir war es egal was Stuart dachte. Ich vertraute auf meine M16 und auf dieses blöde, schwere Funkgerät, das ich auf dem Rücken mitschleppte.




Den rechten Flügel unserer Truppe kommandierte Lieutenant Svenson. 


Ihm war unter anderem das Fireteam Bravo unterstellt. 4 erfahrene Jungs, darunter einer mit einem Granatwerfer. Der Trupp konnte schon richtig reinlangen, wenn er wollte.

Außerdem begleitete ihn Doc Tho ein Scout der ARVN, der uns auf diesem Kommando zugeteilt worden war. Angeblich konnte er Minenfelder und seine Landsleute von der anderen Seite riechen. Na das hoffen wir mal, dachte ich mir.

Auf einem Hügel, der aussah wie ein plattgedrückter Hamburger, standen unser Scharfschütze Mad Murphy und sein Spotter. 




Lieutenant Svenson wusste, wen er da geerbt hatte.

Murphy war der beste Scharfschütze der Einheit. Keine Frage. Aber … er wollte den Krieg immer alleine gewinnen.

Hoffentlich blieb er diesmal in Deckung und exponierte sich nicht wieder.

Das war unser Platoon und wir waren hier um die Überlebenden von einem anderen Trupp zu finden. Eine knifflige Aufgabe.

Das einzige, was wir kannten, waren unsere Missionsziele.

Die andere Einheit war nämlich nicht mit dem Heli eingeflogen, sondern hatte sich mit zwei Aluminiumschüsseln, dem M113, auf den Weg gemacht. Seitdem fehlte von denen jede Spur.




Außerdem sollten wir, wenn wir schon dabei waren, auch noch den verdammten Kommandobunker von Charlie aufstöbern und den dann auch noch ausräuchern.

Was wir auch wussten, dass es hier, wie fast überall im Süden, Tunnel des VC gab; und befestigte Stellungen. Die sollten wir ebenfalls suchen und vernichten, wenn wir schon dabei waren




Wir waren wie Helden, dachte ich mir; wie verdammte Helden. Zumindest in der Denke des Hauptquartiers.

So etwas konnte auch nur von unserem Colonel Zoran Deer kommen. Irgendwie ein ganz netter Typ, aber die Ideen, die er immer hatte. Zoran Deer, ein ausgebildeter Jäger, einer, der mit uns durch die Hölle gehen wollte.

Zum Glück hatte uns Colonel Zoran Deer noch den neuesten Kampfhubschrauber, eine Cobra, zur Unterstützung zugeteilt. Die konnten wir insgesamt dreimal anfordern. Das musste reichen, sagte er uns.

In der Einsatzbesprechung fragte Svenson ihn: "Und was ist mit dem Medevac?"

"Den können Sie so oft rufen, wie sie wollen; und beten, dass er dann auch durchkommt."

Zynisch?

Nein.

Realistisch.

Ja.

Jetzt kniete ich da. Ich, meine Kameraden und tausende Mücken.

Aber, wo war Charlie?

Svenson schickte seinen Trupp erst einmal in ein großes Feld, das direkt vor uns lag.




Der Duke fand das gut und wir folgten.

Allerdings bewegten wir uns geschickter als Svenson. Fireteam Bravo erhielt nämlich auf einmal Feuer in seine rechte Flanke. Verdammt.




Wie aus dem Nichts war Charlie aufgetaucht. Zwei Kameraden gingen zu Boden. Dann folgte der Rest. Zum Glück war nur einer leicht verwundet.




Doc Tho konnte nichts dafür. Denn der war von Svenson an den linken Rand des Feldes beordert worden. Von der abgewandten Seite des Feldes aus konnte selbst er den VC nicht riechen. Auch nicht mit seiner Nase.

Was tat Mad Murphy, der auf erhöhter Position im Overwatch lag?

Er sprang natürlich direkt aus seiner Deckung auf. Oh nein. Das war es dann. Er und sein Spotter gingen direkt zu Boden. Vollmantelgeschoss. Das war jetzt schon klar.

Warum? Warum macht er das immer so, schoss es mir durch den Kopf.



Svenson zog seine Leute ins Feld. Dort konnten sie nicht mehr getroffen werden, während Fireteam Alpha nun nach rechts sicherte.




Doc Tho schlich weiter am linken Flügel des Feldes entlang. Waren da auch noch Feinde? Wir wussten es nicht.


Mittlerweile hatte mir die Luftaufklärung gemeldet, in welcher Grobrichtung die M113 gesichtet worden seien.

Ich gab diese Information an den Duke weiter, und er orderte uns und Rambowski ebenfalls durch das Feld nach vorne.


Ich mochte den Duke. Denn hier war auch ich erst einmal sicher.

Wir bewegten uns vorsichtig nach vorne.




Plötzlich schrie uns Doc Tho etwas zu: "Charlie! Charlie!"



Dabei fuchtelte er nach links, während er in Deckung hechtete.

Tatsächlich. Er wurde seinem Ruf gerecht.

Jetzt konnten auch wir am Dschungelrand einen Bunker sehen, und etwas weiter im Osten, waren VC’s aufgetaucht. Genauso als wären sie aus dem Boden gewachsen.





Wenige Minuten später sollten wir dann erfahren, dass es auch so war.

Der Duke orderte direkt Feuerteam Alpha und als Unterstützung noch Rambowski zum Rand des Feldes.

Wir eröffneten das Feuer. Gefahr gebannt. Ein Großteil der Viets ging zu Boden. 







Ich glaube es war zu diesem Zeitpunkt, als ich zum ersten Mal den Hubschrauber zur Unterstützung orderte. Der musste aber schwerem Flakfeuer ausweichen und kam nicht zum Schlachtfeld.

Nach kurzer Zeit sagte der Duke: "Rambowski. Feuerteam Alpha bekommt das alleine hin. Gehen sie zum Feldrand und unterstützen sie Feuerteam Bravo."





Gesagt getan. Rambowski bewegte leicht den rechten Unterarm, dessen Verlängerung das schwere M60 Maschinengewehr zu sein schien. MG und Unterarm schienen miteinander zu verschmelzen. So stellte ich mir einen Soldaten in der Zukunft vor.

Der Patronengurt schwang sich wie eine Schlange um den Arm und Rambowski trabte los.

Niemand sonst konnte das so wie er. Niemand sonst.

Der Duke und ich folgten ihm.

Plötzlich hörte ich einen markerschütternden Schrei. Rambowski und sein zweiter Mann gingen zu Boden. 




Ich schlich mich langsam vor, und da sah ich – wie von Geisterhand an diese Stelle transportiert – eine weitere Stellung von Charlie.

Das durfte doch nicht wahr sein, dachte ich. Ohne auf den Duke zu warten, forderte ich Luftunterstützung an.




Das hatte ich gelernt. In kritischen Situationen muss man Entscheidungen treffen.

Na und das war eine.

Ich glaubte schon den Heli zu hören, bis ein Krächzen aus meinem Funkgerät in meinen Ohren klingelte:

"Hier Eagle 1. Eagle 1 an Bodentrupp. Stehen unter Flakfeuer. Mission abgebrochen."

Das gab’s ja noch nie. Zweimal hintereinander.

Egal. Ich musste mich um die Verwundeten kümmern.




Rambowski hatte es schwer erwischt. Der Duke schnappte sich den zweiten Mann, ich mir Rambowski und wir zogen die beiden in die Mitte des Feldes.

Svenson hatte mittlerweile eines der Rattenlöcher des VC entdeckt und es gesprengt. Danach versuchte er mit Feuerteam Bravo einen Überraschungsangriff, musste sich allerdings nach heftigem Gegenfeuer wieder auf die Ausgangsstellung zurückziehen.


Die Kacke war schon ganz schön am Dampfen.

Von überall her schwirrten die Kugeln; und dazu noch die Mücken.

Ich hasse dieses Land.

Feuerteam Alpha verließ das Feld und rückte dann am Dschungelrand entlang vor, sichernd nach vorne. Stuart wollte unbedingt den Kerl erledigen, der Rambowski zu Fall gebracht hatte.




Vorsichtig bewegte sich der Trupp um die Ecke. Bis er plötzlich von hinten und von vorne unter Beschuss geriet.

Die Tunnelratten waren im Rücken des Trupps aufgetaucht.







Und was soll ich Euch sagen. Obwohl Du immer, einfach IMMER, mit dieser Situation in NAM rechnen musst … Du wirst doch kalt erwischt.

Da waren sie wieder die Worte von Sergeant McCarthy:

"Seht Ihr dieses Loch! Seht Ihr das! Ihr denkt, das sei ein Sumpfloch! Bullshit!!!

Charlie hat keine Sumpflöcher! Er MACHT sie! Habt Ihr mich verstanden! ER MACHT sie! Er lebt da drin! Und er kommt da auch wieder raus!! In Euren tiefsten Alpträumen ist er dann da! Er ist Eure ganz persönliche Apokalypse! Habt Ihr mich verstanden! Eure Apokalypse! Jetzt und morgen!

WISST IHR WAS ICH MEINE !!!!"

"Yes Sir, Sergeant McCarthy, Sir!!"



Eines weiß ich genau. Wenn ich diese Kacke hier überlebe und nach Louisiana zurückkomme, dann werde ich McCarthy einen Whiskey ausgeben. Den hat er sich verdient. Den teuersten, den es in der verdammten Bar gibt, in der seine Lieblingsstripperin immer am Donnerstagabend auftritt.

Erst danach werde ich ihn zusammenschlagen.



Stuart und seine Kameraden gingen in Deckung mussten sich aber nun rundum verteidigen.

Ich rief den Medevac über Funk, denn langsam mussten wir unsere Verwundeten rausfliegen. 




Ein weiterer Vormarsch mit ihnen hätte die ganze Operation noch mehr verzögert.

Der Heli landete und wir hievten Rambowskis toten zweiten MG Mann an Bord.




Rambowski lag auf der Wiese und faselte irgendetwas von einem blauen Licht. Es hatte ihn wirklich verdammt schwer erwischt.

Auch die Verwundeten von Feuerteam Bravo konnten evakuiert werden.

Zu unserem Glück hatte der Heli noch einen Sanitäter an Bord, der sich uns nunmehr anschloss.

Colonel Zoran Deer hatte wohl schon vermutet, dass wir in einer heißen Zone landen würden und hatte den Sani bewusst mit einfliegen lassen.

Die Wunderbehandlung des Sanis ließ Rambowski wieder aufstehen. Er war schon ein harter Hund.





Der Duke schüttelte dem Sani persönlich die Hand, während wir uns alle tief ins Gras duckten, fragte nach seinem Namen und zeigte auf die Position von Mad Murphy, der da oben immer noch regungslos in der Sonne lag.

Der Sanitäter sprintete sofort los, und der Duke rief ihm noch nach: " Lauf Forrest, lauf …"




Jetzt kannten wir den Name des Sani.

Ich selbst sicherte weiterhin die Landestelle. Der Heli machte einen Heidenlärm. Die Motoren kreischten, weil der Pilot ihn unter vollen Touren weiterlaufen ließ. Die Rotorblätter peitschten die tropische Luft. Zerschnitten sie, bildeten Wirbel aus Luft, Staub, Gras und Insekten. Der Pilot wartete nur darauf, dass der letzte Mann eingeladen wurde. Dann hob er ab, in einem wirbelnden Inferno.

Die Kugeln pfiffen mir um die Ohren. Es war eine verdammt gefährliche Nummer. Irgendwo hatte ich den Helm verloren. Ich weiß nicht wann; ich weiß nicht wo. Vielleicht war es schon direkt am Anfang der Operation. Irgendwo in diesen Feldern muss das gewesen sein

Ich sah wie direkt vor meinen Augen Fireteam Alpha nunmehr selbst Charlie in den Rücken fiel und ihn erledigte.

Der nächste Tunneleingang flog in die Luft.

Dann sah ich die Lücke. Ich gab der Cobra die Koordinaten durch und schon wenige Augenblicke später jagte der Heli über das Schlachtfeld. Ich hörte das ratternde Stakkato der Gatling.




Ein Problem weniger.

Irgendeiner der Jungs hatte es mal auf den Punkt gebracht: Killing Fields, schreiendes Land. Ja, genau so kam es mir vor.

Aber der Angriff brachte uns nur kurze Entlastung. Immer mehr Vietcongs schwirrten um uns herum. Wir wurden in das Feld zurück gedrängt.




Rambowski wurde erneut erwischt; er ging zu Boden. Stuart wurde ausgeknockt. Zwei weitere Männer der Fireteams gingen zu Boden.

Verzweifelt forderte ich den Heli an.

"Eagle 1. Eagle 1. Luftunterstützung. Luftunterstützung."

Diesmal krachten Raketen in die Stellung des VC.

Am anderen Ende des Schlachtfeldes hatte Forrest endlich die Hügelkuppe erreicht. Der schmale Grat zwischen Tal und Kuppe hatte sich als besonders gefährlich erwiesen, da er unter kompletter Feindeinsicht lag.

Für den Spotter Mad Murphys kam jede Hilfe zu spät. Mad Murphy selbst hatte noch Glück gehabt.

Dieser Forrest schien ganz gut zu sein. Nicht nur, dass er den zweiten Mann rettete, so ganz nebenbei wehrte er noch einen Angriff von Charlie ab.




Jetzt rastete aber der Duke aus. So viele Verluste. Nein nicht mit ihm! Nicht mit dem Duke!

Der Granatwerfertyp von Feuerteam Bravo war nach vorne gestürmt. Der Duke hinterher. Sie erledigten ganz allein einen weiteren Trupp, sprengten auch den dritten Tunnel, … aber auch sie gingen zu Boden.




Bloody Hell.

Jetzt lag es an mir.

Warum sollte ich nicht dem mit der besten Nase vertrauen? Immerhin stand er auch noch.

Ich winkte Doc Tho zu mir rüber. Wir überquerten vorsichtig eine Lichtung. Gingen an dem verwundeten Duke vorbei, der den Daumen nach oben streckte, und bewegten uns auf den Dschungelrand zu.

Doc Tho blieb stehen.

"Minen!", sagte er. Er zog sein Messer und tastete den Boden ab. Da war tatsächlich eine.

Doc Tho entschärfte sie. Langsam bewegte er sich nach vorne und bahnte mir eine Schneise. 



Während er dies alles tat, herrschte eine unheimliche Stille. Nur die Insekten waren zu hören. Nichts mehr von dem Inferno, das noch vor ein paar Minuten hier geherrscht hatte. Es war so, als wenn er mit seinem Messer die Geräusche zerschneiden würde. Es war unheimlich.

Dann erreichten wir den Waldrand.

Jetzt sah ich sie. Direkt vor uns standen die zurückgelassenen M113. Wir liefen auf sie zu. Nichts war zu sehen vom Team. Keine Leichen, keine Verwundeten. Keine Anzeichen von einem Kampf.

Was war hier passiert?

Wir kauerten uns an den Fahrzeugen in Deckung und ich nahm Kontakt mit dem HQ auf.




"Bodentrupp an HQ. Bodentrupp an HQ. Evakuieren an Punkt 10/ 20. Drei Aktive. Rest des Trupps verletzt oder tot. Bitte um Medevacs und Sicherung des Landeplatzes.

Code geboren am 4. Juli. Ich wiederhole: Geboren am 4. Juli."

Es dauerte nicht lange, und wir hörten die Hubschrauber. Sie kreisten über den Landezonen. Dann sah ich, wie sie herabkamen. Außer dem Lärm der Helis war nichts mehr zu hören.

Charlie war wieder in seinen Höhlen verschwunden. Er war weg. So, als wenn nichts gewesen wäre.

Der Evakuierungstrupp schaffte uns hier raus. Mich, Doc Tho, Forrest, genauso wie die Verletzten und Toten.

"Keiner bleibt zurück!! Keiner !! Habt Ihr mich verstanden?!?!"

"Yes Sir, Sergeant McCarthy, Sir!!"

Aber es war nicht unser Verdienst, sondern der Verdienst der Evakuierungsmannschaft. Wir hätten diesen Job nicht mehr erledigen können. Wir waren fertig.

Ich saß auf der Rückbank eines Huey, als er sich schwankend in die Lüfte hob und wir aus der Hölle abflogen. Ich lehnte mich zurück, schloss die Augen und hörte auf das Flapp-Flapp-Flapp der Rotoren.

Der ganze Hubschrauber vibrierte. Mein ganzer Körper kribbelte. War das der Huey oder waren das meine Nerven. Es roch militärisch, vertraut. Nach Öl und Abgasen.

Aber darin mischte sich der Blutgeruch der Verwundeten und der Toten.

Mir wurde leicht schwindelig.

Ich öffnete die Augen und sah nach unten, wo der dichte Dschungel unter mir lag. Friedlich. Ein grünes Bett. Wir überflogen eine Tempelanlage, einen steinernen Garten so schien es, dann war da wieder Dschungel. Nichts als Dschungel.

Alles war ruhig und friedlich, aber in meinem Kopf dröhnte ein Lied …

riders on the storm …

Das Land machte uns alle verrückt."




 

Ich, der Duke ;-), danke meinen Spielpartnern.

Colonel Zoran Deer und Lieutenant Svenson. Liebe Grüße auch an Lieutenant Steven Sour, den leider die Sonne an diesem Tag erwischt hatte, und der deshalb nicht mit in den Einsatz kommen konnte.

Missing in action würde ich sagen.

Vielleicht kann er sich wieder beim nächsten Mal zum Dienst melden.

Es war aber auch verdammt heiß an diesem Tag.

Das Szenario, das Gelände, die Figuren kamen alle von Colonel Zoran Deer. Lieutenant Svenson stellte den Heli, die Räumlichkeiten, die Platte und die Getränke. Ich brachte die Kamera mit.

Gespielt haben wir nach den Regeln von Force on Force, Ambush Valley. Leicht modifiziert. So, dass der Spielfluss schneller wurde.

Ich war begeistert von den Regeln. Direkt kapiert, schnell umgesetzt.

Wir haben kein einziges Mal in irgendein Regelbuch schauen müssen, denn die Mechanismen sind schnell zu erlernen. Die Würfelfolgen logisch und selbsterklärend.

Ein tolles System, das mich voll überzeugt hat.

Alle Daumen hoch für den Spielleiter, der neben seiner Colonel Rolle auch noch den VC souverän befehligte.

Ja; er hat uns da schon ordentlich Pfeffer gegeben.

Regeltechnisch hatten die Amerikaner leicht gewonnen. Aber unter massiven Verlusten.

Der Kommandobunker konnte nicht entdeckt werden, und ihn lasse ich auch als großes Geheimnis zurück, denn es kann sein, dass Colonel Zoran Deer ihn irgendwo einmal woanders einsetzen möchte.

Sein Geheimnis sollen andere lüften.

Ich nicht, auch nicht Peter Miller, den wir auch in Zukunft auf seinem Marsch durch Vietnam begleiten werden, denn ich glaube nicht, dass es nur bei diesem einen Einsatz bleiben wird.

Vietnam ist größer, als man glaubt.

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